Skip to content
Valentina Rodriguez' Leben hat sich dank Aufforstung drastisch verbessert.

Bäume pflanzen für das Klima: Rettung oder romantische Illusion?

Bildlegende: Das Leben von Valentina Rodríguez und ihrer Familie hat sich dank Wiederaufforstung drastisch verbessert.

 

Letztes Jahr haben wir nach dem Motto Spenden statt Schoggi gemeinsam mit unseren KundInnen 3000 Bäume gestiftet, die von Sustainable Harvest International (SHI) in Zentralamerika gepflanzt wurden. Der tatsächliche Nutzen des Bäumepflanzens für das Klima wird in der Forschung zwar kontrovers diskutiert – für viele Menschen bietet die Aufforstung aber die Chance auf eine neue Lebensgrundlage. Lesen Sie in diesem Beitrag, warum wir auch in Zukunft fleissig weiter Bäume pflanzen werden.

 

Können Bäume das Klima tatsächlich retten?

Das Aufsehen war gross, als die Fachzeitschrift „Science“ am 5. Juli 2019 eine Studie des Crowther Labs der ETH Zürich publizierte. Unter dem Titel „Wie Bäume das Klima retten können“ kamen die AutorInnen der Studie zu folgendem Schluss:

 

Die weltweite Aufforstung von Wäldern wäre auf einer Fläche von 0,9 Milliarden Hektar möglich und könnte so zwei Drittel der vom Menschen verursachten CO2– Emissionen aufnehmen. Der Klimawandel könne somit durch nichts so effektiv bekämpft werden wie durch das Schaffen neuer Wälder.

 

Nachdem die Ergebnisse der Studie begeistertes mediales Echo fanden, häuften sich kurz darauf kritische Stimmen, welche die Thesen der Untersuchung als fehlerhaft zurückwiesen:

 

„Die Behauptung, dass die weltweite Wiederaufforstung unsere effektivste Massnahme gegen den Klimawandel ist, ist wissenschaftlich schlichtweg falsch und in gefährlichem Ausmass irreführend“, schrieb eine Gruppe von WissenschafterInnen in einem Kommentar zur Studie. (Science,18. Oktober 2019)

 

Tatsächlich wurde die Aussage, dass die Aufforstung von Wäldern die „effektivste Massnahme gegen den Klimawandel“ sei, daraufhin von Studienautor Timothy Crowther und seinen KollegInnen der ETH Zürich relativiert. Die AutorInnen der Studie räumten ein, dass die Aufforstung nur eine von mehreren Möglichkeiten zum Schutz des Klimas sei. In erster Linie sei es entscheidend, den CO2-Ausstoss zu senken.

Durch Aufforstung alleine ist das Klima nicht zu retten – aber die Existenz vieler Menschen.

Stolz blickt Valentina Rodríguez auf ihren Rosenholzbaum, den sie zwölf Monate zuvor auf ihrem Grundstück gepflanzt hat. Die Pflanze hat sich gut entwickelt und sich hervorragend an Boden und Klima angepasst. Auch die Mahagoni-Stecklinge und Trompetenbaumgewächse gedeihen prächtig. Seit Valentina Rodríguez und ihre Familie mit Unterstützung der Organisation SHI die Wiederaufforstung ihres Grundstücks vorantreibt, hat sich ihr Leben drastisch verbessert: Fünf Tage lang musste Valentina Rodríguez früher arbeiten, um mit den verdienten 50 US-Dollar den Wocheneinkauf für ihre Familie bezahlen zu können. Da sie nun Obst und Gemüse in ihrem eigenen Garten ernten kann, haben sich ihre Ausgaben für Lebensmittel auf 20 US-Dollar pro Woche reduziert.

 

Eine Perspektive für Kleinbauern im Globalen Süden

Die Armut der Landbevölkerung Mittelamerikas trägt wesentlich zur Zerstörung der Wälder bei, erklärt SHI auf ihrer Website. Das Thema Aufforstung ist demnach nicht nur eng mit dem Klimawandel, sondern auch mit der Armutsbekämpfung verbunden.

 

Auch Christian Kroll, Gründer der ökologischen Suchmaschine Ecosia, ist von dem Konzept der Aufforstung überzeugt. Ecosia funktioniert zwar genau wie andere Suchmaschinen, allerdings spendet das Unternehmen rund 80 Prozent seiner mittels Werbeanzeigen generierten Einnahmen an Baumpflanzprojekte.

 

„Zuerst bei den Menschen anzusetzen, ist nicht nur richtig, sondern auch unverzichtbar, wenn Wälder nachhaltig aufgeforstet werden sollen. Wenn man den Menschen mehr Lebensqualität verschaffen kann, schwindet auch der finanzielle Druck, Land an Bergbau- und Rodungsunternehmen oder grosse Landwirtschaftsbetriebe zu verkaufen.“ (Unternehmensblog Ecosia)

 

Das trifft auch auf Valentina Rodríguez zu. Die Bemühungen zur Wiederaufforstung ihres Grundstücks lohnen sich in mehrfacher Hinsicht: Die Bäume bieten Erosionsschutz, verbessern die allgemeine Bodengesundheit, schaffen Lebensräume für nützliche Tiere und Insekten und schützen und filtern lokale Wasserquellen. Im vergangenen Jahr konnte SHI in Panama über 16’000 Bäume pflanzen und verfügt nun über 36 Baumschulen in 8 Gemeinden. 115 Familien erhielten durch das Projekt eine neue Lebensgrundlage.

 

 

Wir möchten einen Beitrag leisten – und pflanzen deshalb weiterhin Bäume

Nein, wir werden die Welt nicht allein durch das Pflanzen von Bäumen retten können. Um den Kampf gegen den Klimawandel langfristig zu gewinnen, müssen wir in erster Linie unseren CO2-Ausstoss senken und weniger fossile Treibstoffe verbrennen. Als Übersetzungsunternehmen, das sich auf das Thema Nachhaltigkeit spezialisiert hat und dessen Team aus SpezialistInnen für erneuerbare Energien, umweltgerechtes Bauen und Wohnen, Natur- und Klimaschutz, soziale Verantwortung und innovative Technologien besteht, ist uns das natürlich bewusst. Aber wenn unser Engagement einen noch so kleinen Beitrag leistet, das Leben einzelner Menschen zu verbessern, so hat jeder von uns gestiftete Baum seinen Zweck erfüllt.

 

Bildcredit: Sustainable Harvest International

This Post Has 0 Comments

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Back To Top