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Die Macht der Helvetismen

Grillen Sie noch oder grillieren Sie schon?

Erinnern Sie sich an die Sommerkampagne von Coop? Mit dem Claim „Jetzt chame grille“ sollten wir zum Kauf von Spiessli und Co. animiert werden. Nun wird bei uns aber nicht gegrillt, sondern grilliert. Ein scheinbar kleiner Fauxpas einer deutschen Werbeagentur, die es nicht besser wusste, der jedoch für unüberhörbaren Unmut unter den KonsumentInnen sorgte. Coop passte die Kampagne nachträglich an – und wir haben seitdem ein perfektes Beispiel parat, um unseren KundInnen zu erklären, warum nur Schweizer ÜbersetzerInnen eine authentische Lokalisierung durchführen können.

Lokalisierung für die Schweiz: Die Macht der Helvetismen

Selbstverständlich verstehen wir eine Werbekampagne, die ein tolles Fahrrad anpreist. Angesprochen fühlen wir uns davon jedoch nicht, denn wenn wir in die Pedale treten, sind wir mit dem Velo unterwegs. Umgekehrt wäre es genauso, oder glauben Sie, dass ein Veloverleih in Berlin viele KundInnen anziehen würde?

Coop hatte mit dem eingangs erwähnten Claim zwar die Relevanz der Lokalisierung seiner Kampagne erkannt, bei der Umsetzung wurde jedoch offensichtlich auf eine Überprüfung durch MuttersprachlerInnen verzichtet. Diese hätten nämlich sofort erkannt, dass das Wort „grille“ – zumindest als Verb – die meisten SchweizerInnen immer noch irritiert.

Helvetismen wie „grillieren“ sind übrigens vollwertige Mitglieder der deutschen Standardsprache, die sich in drei Varietäten gliedert: Neben bundesdeutschem Deutsch gelten auch Schweizer Hochdeutsch und österreichisches Deutsch als gleichberechtigte nationale Standardvarietäten. Helvetismen sind also keineswegs mit Mundart gleichzusetzen.

Tipp: Ob ein Ausdruck der Standardsprache angehört, kann ganz einfach in der Variantengrammatik des Standarddeutschen überprüft werden.

Deutsche Sprache, vielseitige Sprache 

An Weihnachten werden in Deutschland Plätzchen, in Österreich Kekserl und in der Schweiz Guetzli gebacken. Und während sich in Österreich und Deutschland Kinder auf den Nikolaus freuen, klopft in der Deutschschweiz der Samichlaus an die Tür und bringt Schöggeli, Mandarinli und Nüssli.

Ob es möglich wäre, eine Weihnachtskampagne mit ein und demselben Wording für die gesamte DACH-Region zu verwenden? Klar. Ob die Kampagne zum gewünschten Erfolg führen wird? Ganz sicher nicht. Wenn Sie mit Ihrem Produkt oder Ihrem Unternehmen globale Märkte erschliessen möchten, müssen Sie sichergehen, dass Sie dort auch richtig verstanden werden.

Lokalisierung versus Übersetzung

Lokalisierung gibt sich nicht mit der blossen Übersetzung zufrieden, sondern passt die Inhalte an den jeweiligen Zielmarkt an. Dafür ist eine sorgfältige Analyse des Textes erforderlich, um sicherzustellen, dass die Kernbotschaften des Ausgangstextes auch in der Zielsprache korrekt kommuniziert werden. Dieser Prozess gewährleistet, dass eine Kampagne auch in anderen Märkten „funktioniert“ – inhaltlich sowie linguistisch.

Eine Übersetzung ist die (sinngemässe und mehr oder weniger wortgetreue) Wiedergabe eines Textes in einer anderen Sprache. Doch auch wenn eine Übersetzung grammatikalisch richtig ist, heisst das noch lange nicht, dass die Botschaft richtig ankommt – wie uns das Beispiel des frierenden Eisbären zeigt:

Bei einer Werbekampagne für besonders gut isolierende Fenster kam ein Eisbär zum Einsatz. „Ich bin doch kein Eisbär“, lautete die Aussage dazu (gemeint ist: „Ich habe kein dickes Fell und will nicht frieren, deshalb leiste ich mir Fenster der Firma XY“ …). Der Kunde wünschte die wortwörtliche Übersetzung für die französische Schweiz. Als SprachspezialistInnen wussten wir jedoch, dass die Romands bei Eiseskälte nicht an Eisbären, sondern an Pinguine denken. Der Kunde nahm unsere Kenntnis dieser Finesse dankbar auf und formulierte die Kampagne entsprechend um.

Fazit: Die wortwörtliche Übersetzung wäre in diesem Fall zwar korrekt, aber nicht wirksam gewesen. Das Unternehmen hätte treffsicher an seiner Zielgruppe vorbei kommuniziert und erhebliche Streuverluste davongetragen.

Gute ÜbersetzerInnen kennen die regionalen Eigenheiten des Ziellandes 

Glauben Sie, dass englische ÜbersetzerInnen, die noch nie in den Alpen waren, den Begriff Schutzwald kennen? Selbst wenn ihre Muttersprache Englisch ist, werden sie spezifische politische, rechtliche, geografische oder kulturelle Inhalte vermutlich nicht richtig benennen und einordnen. Ein Engländer oder eine Engländerin, der/die längere Zeit in der Schweiz verbracht hat und vielleicht sogar schon mit eigenen Augen eine Lawine hat zu Tal donnern sehen, hingegen schon. Vergewissern Sie sich, dass Ihre ÜbersetzerInnen die regionalen Eigenheiten des Ziellandes genauso gut kennen wie dessen Sprache.

Alle Sprachen, alle Fachgebiete? Lieber nicht. 

Fazit: Übersetzung ist nicht gleich Übersetzung. Oft sind es nur Nuancen, doch genau diese Feinheiten sorgen dafür, dass Ihr Text richtig verstanden wird. Und genau dafür sind wir, die SprachspezialistInnen, für Sie da. Fachlich sind wir übrigens auf Nachhaltigkeit spezialisiert. In diesem Beitrag erfahren Sie, warum auch beim Thema Nachhaltigkeit die richtige Wortwahl eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt.


In unserer Broschüre finden Sie 10 Tipps,
wie Sie den/die geeignete/n Übersetzungspartner/in für Ihr Projekt finden.

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