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Mit einer Katze im Hals zurück zum Zeichenbrett – Was können maschinelle Übersetzungen?

Hatten Sie schon einmal eine Katze im Hals? Oder doch eher einen Frosch? Je nachdem, ob Sie sich in Frankreich oder im deutschsprachigen Raum räuspern, ändert sich die Metapher – nur eine von vielen sprachlichen Feinheiten, die bei maschinellen Übersetzungen aussen vor bleiben. Lesen Sie in diesem Beitrag, wie toll die Ergebnisse maschineller Übersetzungen mittlerweile sind und warum Sie ihnen trotzdem mit Vorbehalt begegnen sollten, um peinliche Übersetzungspannen zu vermeiden.

Was versteht man unter maschineller Übersetzung?

Als maschinelle Übersetzung (MÜ, engl. machine translation und daher auch oft mit MT abgekürzt; nicht zu verwechseln mit computergestütztem Übersetzen) werden automatische Übersetzungen von Texten durch ein Computerprogramm bezeichnet. Zu den bekanntesten Onlinediensten zählen Google Translate, DeepL und ChatGPT. Mittels künstlicher Intelligenz (KI) liefern sie Ergebnisse, deren Qualität verblüfft. Sie beeindrucken mit korrekter Rechtschreibung und Grammatik, und sogar der Satzbau lässt kaum mehr zu wünschen übrig. Wer sich jedoch die Mühe macht, genauer hinzusehen, erkennt, dass die automatisch generierten Übersetzungen oft zwar sprachlich korrekt erscheinen, allerdings terminologische Fehler, fehlerhafte kontextuelle Zuordnungen und falsche Bezüge enthalten. Im schlimmsten Fall verliert der Text seinen ursprünglichen Sinn.

Umso verwunderlicher scheint es, dass mancherorts sogar vom zukünftigen Aussterben des Übersetzungsberufs geunkt wird (siehe dazu den Auftritt von SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil in der ARD-Talkshow mit Anne Will, gesehen im Beitrag des Bundesverbandes der Dolmetscher und Übersetzer: Berufe mit Zukunft: Übersetzen und Dolmetschen in Zeiten des digitalen Wandels.)

Studie zu DeepL: Akzeptable Qualität, Sinn der Inhalte geht jedoch oft verloren

Mittlerweile existieren fundierte Untersuchungen zur Qualität maschineller Übersetzungen, so etwa die umfangreiche Studie des Schweizer Bundes „Bericht DeepL-Test“. In einem Test der gesamten Bundesverwaltung wurde anhand unterschiedlicher Kriterien ermittelt, inwieweit DeepL und ähnliche Werkzeuge für einen standardisierten Einsatz geeignet sind. Das Ergebnis der Studie:

„Das Testergebnis zeigt klar, dass DeepL Pro zum heutigen Zeitpunkt zum Verständnis allgemeinsprachlicher Texte eine akzeptable Qualität liefern kann. Allerdings kommt es oft vor, dass die von DeepL Pro produzierte Übersetzung sprachlich korrekt klingt und inhaltlich Sinn zu ergeben scheint, aber nicht dem Inhalt des Ausgangstexts entspricht. Bei der Übersetzung von Fachtexten stösst DeepL Pro eindeutig an seine Grenzen. Die nötige Qualität können zurzeit nur die Sprachdienste liefern, die selbst entscheiden, wie sie die MÜ einsetzen, damit die nachträgliche aufwändige Überarbeitung von maschinell vorübersetzten Texten vermieden wird.“

Was leisten maschinelle Übersetzungen – und was nicht?

Sind maschinelle Übersetzungen also doch nicht wirklich brauchbar? Es kommt darauf an. Wenn die Übersetzung eine rein informative Funktion erfüllen soll, wie es zum Beispiel bei Verständnisübersetzungen („Gisting“) der Fall ist, leisten maschinelle Übersetzungen durchaus gute Dienste. In internationalen Unternehmen etwa kann eine Übersetzungssoftware dazu dienen, die interne Kommunikation zu vereinfachen, indem zum Beispiel E-Mails oder Protokolle übersetzt werden, sodass sie von allen Beteiligten verwendet werden können. Auch bei stark standardisierten und repetitiven Texten wie Gebrauchsanleitungen oder Produktinformationen kann MÜ gute Dienste leisten. Allerdings ist in solchen Fällen ein mehr oder weniger intensives Post-Editing, d. h. die nachträgliche Kontrolle und Korrektur der maschinell erzeugten Übersetzung durch einen menschlichen Übersetzungsprofi, erforderlich, um sicherzustellen, dass alle Informationen im richtigen Kontext wiedergeben werden.

Was Sie von einer Übersetzungsmaschine jedoch nicht erwarten dürfen: Eine durchgängig korrekte und veröffentlichungsreife Übersetzung.

In Bereichen wie Marketing oder Werbung, in denen Texte von Individualität, von sprachlichen Nuancen, Wortwitz und Metaphern leben, sind maschinelle Übersetzungen tatsächlich nicht brauchbar. Auch Websites, Apps oder Präsentationen erfordern eine professionelle Übersetzung durch SprachexpertInnen, da das jeweilige Wording exakt an die jeweilige Zielgruppe angepasst werden muss. Weitere Dokumente, die Sie nicht der Maschine anvertrauen sollten: Ärztliche Diagnosen oder rechtliche Dokumente wie Verträge.

Um die Qualität einer Übersetzung zu sichern, empfehlen wir unseren KundInnen übrigens mindestens das Vier-Augen-Prinzip. Bei besonders komplexen oder heiklen Themen kommt aber auch schon mal das Acht-Augen-Prinzip zum Einsatz. Mehr dazu lesen Sie hier: Lektorat und Korrektorat: Was hat eine kaputte Autotür mit meiner Übersetzung zu tun?

Wie bitte? Best of maschinelle Übersetzungsfails

1) „When they go low, we go high“ – „Wenn sie tief gehen, gehen wir hoch“

Die Schlüsselphrase (korrekte sinngemässe Übersetzung: „Wir werden uns nicht auf deren Niveau herablassen“) der mittlerweile legendären Rede von Michelle Obama aus dem Jahr 2016 ziert heute sogar einen Buchtitel. Bleibt nur zu hoffen, dass die von DeepL angebotene wörtliche Übersetzung es nie auf ein Cover schaffen wird.

2) „Male, female, divers“ – „Männlich, weiblich, Taucher“

Für Menschen, die sich weder in der Kategorie „männlich“ noch „weiblich“ repräsentiert sehen, existiert im deutschsprachigen Raum der Geschlechtseintrag „divers“. DeepL hätte da jedoch noch einen weiteren, durchaus kreativen Vorschlag.

3) „Go back to the drawing board“ – „Zurück zum Zeichenbrett“

„Alles auf Anfang“ oder „noch einmal von vorne anfangen“: Die englische Redewendung „Go back to the drawing board“ kann auf die eine oder andere Art übersetzt werden. Die von DeepL vorgeschlagene Variante steht jedoch in keinem Fall zur Debatte.

Zugegeben: Diese Beispiele sind ziemlich amüsant. Handelt es sich jedoch um wichtige Dokumente, würde einem das Lachen wohl im Nu vergehen und dem eingangs erwähnten Frosch im Hals Platz machen.

Noch mehr missglückte Übersetzungen haben wir übrigens in diesem Beitrag für Sie gesammelt: Übersetzungsfails: Warum Übersetzungspannen manchmal lebensbedrohlich sind.

Datenschutz? Fehlanzeige.

Datenschutz ist ein weiteres Thema, dessen sich viele KundInnen im Zusammenhang mit MÜ noch gar nicht bewusst sind: Alles, was mit nicht professionellen Online-Übersetzungsmaschinen übersetzt wird, landet unwiderruflich und öffentlich einsehbar im Netz. Gerade bei sensiblen Dokumenten ist hier höchste Vorsicht geboten.

Unser Fazit zu maschinellen Übersetzungen: Mit Vorsicht zu geniessen

Wie Sie an den Beispielen im Artikel erkennen können, erfordern Übersetzungen immer einen Mix aus Sprachkenntnis, Fach- und Kulturwissen – also kognitive Fähigkeiten, die eine Maschine nicht besitzt. Wann Sie maschinelle Übersetzungen in Betracht ziehen können? Für informelle Zwecke oder interne Kommunikation, um sich etwa einen raschen Überblick über die Inhalte von E-Mails oder Artikeln zu verschaffen. Alles, was für die professionelle Repräsentation Ihres Unternehmens bestimmt ist, übergeben Sie lieber den Profis – zum Beispiel uns.

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